Station I – Geschaffen


Station I – Geschaffen

Station I – Geschaffen

Symbolik:
vom Keimling zur reifen Ähre, Kreis

Bibelwort:
„Herr, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Psalm 90, 1-2)

Lage:
am Flurweg zwischen Reichardsroth und Gailshofen

Meditation:
Diese Station lädt Sie ein zum Staunen.
Das Biotop und die Senke dieses Ortes mag ein Hinweis sein, dass Leben aus der Tiefe, aus dem Wasser kam.
Spüren Sie dem Wunder des Lebens nach:
Es ist nicht selbstverständlich, dass es mich gibt.
Ich bin einmalig. Keiner hört, sieht, denkt und fühlt wie ich.
Zu selten mache ich mir das bewusst. Christen bekennen sich zu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Werde ich Gott heute dafür danken, dass er mich wunderbar gemacht hat? Menschen jedenfalls haben das Leben nicht gemacht. Vor 230 Millionen Jahren ist der Muschelkalkstein entstanden, aus dem die vier Stationen des Glaubensweges gehauen sind. Der Stein ist älter als menschliches Leben auf dieser Erde. Ja, er war selbst Leben in Gestalt von Muscheltieren, die sich am Grund des germanischen Triasmeeres abgesetzt haben. Ein Beispiel ist die am Rand des unteren Blockes angebrachte Versteinerung eines „nautilus bidorsatus“. Was ist mein kurzes Leben im Zusammenhang dieser unvorstellbaren Dimensionen der Schöpfung? Ich bin ein kleiner Teil eines großen, geordneten Ganzen, eingebunden in die lebenswichtigen Elemente Sonne (Feuer), Wasser, Erde und Luft. Ich lebe vom Brot, das die Erde hervorbringt.

Auf dem Stein entdecke ich die verschiedenen Pflanzenstadien vom Keimling bis zur Ähre. Der Kreis mag für die Kreisläufe in der Natur stehen, für das Werden und Vergehen, für einen Laib Brot oder für die Ewigkeit. Das Bibelwort verläuft denn auch von unten nach oben und erinnert an den, der über allem ist.

Ich will sensibel werden für das, was mich umgibt und für das, wovon ich lebe. Ich will mich freuen an dem Lufthauch, an den wärmenden Sonnenstrahlen, an den Regentropfen im Gesicht, an Pflanzen und Tieren. Behutsam will ich sein und schützen, was meinen Schutz braucht.

Geschichtliches:
Der Flurname dieser Gegend lautet „Armenruh“. Todeskanditaten, die einst im Burggefängnis von Endsee eingesperrt waren, wurden auf einem bestimmten Weg zum Galgen nach Reichardsroth geführt und an bestimmten Stellen „beschrieen“. So wurde der Grund ihrer Hinrichtung bekannt gemacht. Am Armenruhacker durften sie ein letztes Mal ausruhen, bevor sie im Galgenholz bei Reichardsroth aufgehängt wurden. In den Flurnamen „Arme Ruh„, Galgenäcker, Galgenwasen, Galgenholz und Galgenhöh lebt noch die Erinnerung, dass in Reichardsroth bis 1525 das Zentgericht tagte. Das letzte Bluturteil wurde 1400 in Reichardsroth gefällt und vollzogen. Von da an war das Landgericht Rothenburg für Kapitalverbrechen zuständig.